Bau­ern­re­geln und Ge­pflo­gen­hei­ten der Vor­fah­ren im Jahresverlauf

Bau­ern­re­geln und Ge­pflo­gen­hei­ten der Vor­fah­ren im Jahresverlauf
Bau­ern­re­geln und Ge­pflo­gen­hei­ten un­se­rer Vor­fah­ren im Jahresverlauf
Im bäu­er­li­chen Le­ben war das Wet­ter da­mals über­le­bens­wich­tig. So konn­ten Schlecht­wet­ter-Pe­ri­oden und Un­wet­ter zu gros­sen Hun­gers­nö­ten füh­ren. Um das Wet­ter ein­schät­zen oder vor­her­sa­gen zu kön­nen, wur­den vie­le Be­ob­ach­tun­gen an­ge­stellt und auf­ge­zeich­net. Nach­ste­hend ei­ni­ge Bei­spie­le der bei uns ge­bräuch­li­chen Wet­ter­re­geln von Mar­len Mei­er (All­gäu­er), die ihr Mann Her­bert im­mer be­ach­tet hat:
— In der Neu­jahrs­nacht («Alt­johro­bed») wur­de dar­auf ge­ach­tet, aus wel­cher Rich­tung der Wind weh­te – er wür­de im neu­en Jahr vorherrschen.
Wet­ter­re­geln und Los­ta­ge, in Ver­bin­dung mit Na­mens­ta­gen von Heiligen:
— An Fa­bi­an und Se­bas­ti­an («Ba­schas­tag 20.1.») fängt der rech­te Win­ter an.
— An Licht­mess (2.2.) soll­te es stür­men und schnei­en, denn wenn «d’Sunna id Kir­za schient, schneits id Pal­ma» (Palm­sonn­tag)
— Der 1. März war eben­falls wich­tig: «Wia dr März dr Berg atrett (an­tre­tet), ver­lot er a o». Mit Berg sind Drei­schwes­tern oder Alp­stein ge­meint. Wenn al­so die Berg­spit­zen am 1.3. noch weiss sind, wer­den sie es auch En­de März wie­der sein, auch bei zwi­schen­zeit­li­chem war­mem Wet­ter. Auch ei­ni­ge Schnee­ge­stö­ber wa­ren will­kom­men, denn: «Mi­arz­as­tob bringt Gräs und Lob».
— Am 1. April wur­de dar­auf ge­ach­tet, wie weit der Ne­bel über die Berg­spit­zen her­un­ter reicht, so­weit hin­auf wür­de der Laub­wald am 1. Mai grün sein.
Wet­ter­re­geln und Los­ta­ge, in Ver­bin­dung mit den Monaten:
— In der Kar­wo­che gab es eben­falls ei­ni­ge Bräu­che z.B. muss­te das Vieh am Kar­frei­tag zum ers­ten Mal nach dem Win­ter «us­gloo» (auf die Wei­de ge­las­sen wer­den) und die Ge­ra­ni­en aus dem Win­ter­quar­tier ge­holt wer­den, egal ob kal­tes oder war­mes Wet­ter herrschte.
— Am Kar­sams­tag wur­den nach dem Got­tes­dienst Koh­len­stü­cke vom Os­ter­feu­er mit nach Hau­se ge­nom­men. Sie wur­den an drei Ecken des Ackers ver­gra­ben, um Schäd­lin­ge zu ver­trei­ben. Die vier­te Ecke wur­de frei­ge­las­sen, da­mit sie hin­aus­konn­ten. Bö­se Zun­gen be­haup­te­ten «in Nach­bars Garten».
— En­de April, an­fangs Mai wur­de «agscht­eckt» (an­ge­pflanzt). «Dr Tü­arg­ga mu­ass den­g­la und don­nera höra» sag­te man da­mals, er braucht Feuch­tig­keit und Wär­me zum Kei­men. Auch Bitt­pro­zes­sio­nen in die Nach­bar­ge­mein­den wur­den ab­ge­hal­ten («met Krüz go») und am Him­mel­fahrts­tag die Flur­pro­zes­si­on («um d’Felder go») bei der die Wie­sen und Äcker ge­seg­net wur­den, um ei­ne gu­te Ern­te zu er­bit­ten. Spä­tes­tens nach den Eis­hei­li­gen, die da­mals wie heu­te oft mit gros­ser Käl­te da­her­ka­men, wur­den zar­te Pflan­zen wie Gur­ken an­ge­baut, un­ter Be­ach­tung ei­ner al­ten Re­gel: «Scht­eckscht mi im Neu (Neu­mond), denn kumm i im Wädl (beim Mond­wech­sel) und bring recht fädl (viel)».
— Der Ju­ni auch «Bro­chat» ge­heis­sen, wur­de «dr hung­rig Bro­chat» ge­nannt, weil die Vor­rä­te zu die­sem Zeit­punkt schon fast auf­ge­braucht wa­ren und die neu­en erst her­an­wach­sen muss­ten. Da stand dann manch­mal drei­mal täg­lich Rie­bel auf dem Tisch. Am Los­tag die­ses Mo­nats «Jo­han­ni 24.6.» soll­te der «Tü­arg­ga» die Län­ge ei­nes Löf­fel­stiels ha­ben, wenn er ge­ra­ten sollte.
— Im Ju­li wur­de ne­ben der Heu­ern­te das Korn ge­schnit­ten, zu Gar­ben ge­bun­den und zu so­ge­nann­ten Pup­pen («Kel­cha») zum Trock­nen auf­ge­stellt. Da war man schon sehr froh, wenn die Wet­ter­re­gel vom 2. Ju­li (Ma­ria Heim­su­chung) heis­ses und be­stän­di­ges Wet­ter verhiess.
— Im Au­gust wer­den die Ta­ge schon wie­der kür­zer. Wenn noch et­was ge­pflanzt wer­den soll­te, muss­te man sich be­ei­len, denn am 10. Au­gust hiess es: «St. Lau­renz, kli Rä­ba und gross Schwänz».
— Der Sep­tem­ber be­ginnt mit ei­nem viel­be­ach­te­ten Los­tag, wie das Wet­ter am 1. Sep­tem­ber ist, wird es den gan­zen Herbst über sein, denn die Wet­ter­re­gel lau­tet: «Aegi­di­us schlecht, luag um nan Knecht», da­mit die Ern­te an den we­ni­gen gu­ten Ta­gen ein­ge­bracht wer­den konn­te. Auch das Vieh zog wie­der von den Al­pen ins Tal.
— Dass die Ern­te­zeit bald zu En­de geht, zeigt die Bau­ern­re­gel vom 16.10. «An St. Gall ge­hört die Kuh in Stall und der Ap­fel in den Sack». Es wur­de ge­mos­tet, die Tres­ter­plat­ten wur­den an die Schopf­wand ge­na­gelt zum Trock­nen, um spä­ter als Heiz­ma­te­ri­al ver­wen­det zu wer­den. Der «Tü­arg­ga» war nun reif und muss­te vom Feld ge­holt wer­den, wäh­rend die Kar­tof­feln schon im Kel­ler lagerten.
— Ne­ben Al­ler­hei­li­gen am 1.11. war der St. Mar­tins­tag 11.11. («Mar­ti­ni») ein wich­ti­ger Tag im Bau­ern­jahr. Der Pacht­zins muss­te be­zahlt wer­den. Um die­se Zeit wur­de ge­schlach­tet und das Kraut ein­ge­macht, nun war man für den Win­ter ge­rüs­tet und die Al­ten sag­ten: «Hun­ger, jetz kumm!». Die Wet­ter­re­gel die­ses Mo­nats lau­te­te: «Schneits vor Mar­ti­ni öbe­ra Rhi, ischt dr halb Win­ter hii».
— Am 21. De­zem­ber wer­den die Ta­ge wie­der län­ger, wenn auch in klei­nen Schrit­ten, da heisst es: «Am Hei­lig­tag an Mo­cka-Schrett, z’Dreikönig an Hahn­atrett, am Ba­schas­tag (20.1.) an Hirscha-Sprung, zLi­acht­mess (2.2.) denn a gan­ze Stunn».
— Die zwölf Ta­ge zwi­schen Weih­nach­ten und Drei­kö­nig zeig­ten das Wet­ter für das gan­ze Jahr an. Weih­nach­ten 25.12. den Ja­nu­ar, der 26.12. den Fe­bru­ar, 27.12. den März usw.
Wet­ter­re­geln das gan­ze Jahr geltend:
— «Obad­rot – Guatwetterbot»
— «Mar­garö­te – Obatspöze»
— «Wenn d’Schwalba (Schwär­mi­le) hoch flü­gen, ischt guats Wet­ter, wenn sie tüüf flü­gen, kunnt Rega.»
— «Mar­ga­re­ga und Wii­ber­weh siacht ma am Nü­ne ne­na mee»
— «Re­ga­bo­ga öberam Wal, kunnts guat Wät­ter bal»
— «Re­ga­bo­ga öberam Rhi, ischt s’guat Wät­ter hi»
Wind – Loft
— Ost­wind — «Un­der­l­oft, Guatwätterloft«
— West­wind – «Sen­ti­han­ner» (St. Jo­han­ner) bringt «ugschtäts» (wech­sel­haf­tes) Wetter
— Süd­wind – «Pföh» (Föhn) wenn er «no drockt» bringt er gu­tes Wet­ter, wenn er zum Sturm an­wächst, kann er viel Scha­den anrichten.
— Nord­wind – «Wiss­tan­ner» «kalt» wenn er «zücht» (durch­drin­gend) wur­de frü­her auch «Git­zi­tö­ter» genannt.

«Obad­rot – Guat­wet­ter­bot / Mar­garö­te – Obatspöze»

Text und Fo­tos: Ver­ein Dorf­ge­schich­te Eschen-Nendeln

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