Flo­ra und Fau­na im Esch­ner Dialekt

Flo­ra und Fau­na im Esch­ner Dialekt
Pflan­zen- und Tier­na­men im Esch­ner Dia­lekt sind meist dem Hoch­deut­schen ent­lehnt und der Dia­lekt­aus­spra­che an­ge­passt. So wer­den z. B. Wort­endun­gen in Hoch­deutsch auf «a» oder «en» ent­we­der ganz weg­ge­las­sen oder als «a» aus­ge­spro­chen. Auch im Plu­ral en­den sol­che Wor­te auf «a».

Bei­spie­le aus der Pflanzenwelt:
Hoch­deutsch im Ver­gleich zum Dia­lekt, *auch im Plu­ral die glei­che Form auf «a»
Ein Schnee­glöck­chen = a Schneeglöggli/le; ein Rös­lein = a Rösli/le

Hoch­deutsch Dia­lekt
Ei­ne Blume a Blo­ma*
Ei­ne Tulpe a Tulpa*
Ei­ne Birne a Bi­ra*
Pflau­men Pflum­ma*
Zwetsch­gen Zwäsch­ga
Kür­bis Küarb­sa*
Wei­zen Wei­za
Gers­te Gersch­ta
Hoch­deutsch   Dia­lekt
Ein Ha­se an Has+
Ein Af­fe an Aff+
Ein Hund an Hunn, Plu­ral: Hünn
Ei­ne Henne a Hen­na*
Ei­ne Biene a Bie­na* oder auch: an Imma*
Ei­ne Ameise an Amei­sa* frü­her: a Lumpasa*

Bei­spiel aus der Tierwelt:
Bei­spie­le aus der Tier­welt (+ Im Dia­lekt-Plu­ral wird ein «a» angehängt)
Ein Eich­hörn­chen = a Eichhörnli/le; ein Meer­schwein- chen = a Meersüli/le; ein Kätz­chen = a Kätzli/le
Dia­lekt­wort­schöp­fun­gen für Pflanzen
(Be­son­ders Früh­lings­blu­men schaff­ten es zu Dia­lekt- wortschöpfungen)

Hoch­deutsch Dia­lekt
Gän­se­blüm­chen Katzablömli/le
Veil­chen Vigölili/le, Viölili/le
Dunk­le Schlüsselblume Moggadankili/le
Lö­wen­zahn Fuarz­ab­lo­ma, Melch­mott­la (A*)
Mai­glöck­chen Maiglöggli/le
Dis­tel Trumm­ak­ne­bel
Kirsch­baum Kria­si­bomm
Hol­der­baum/-strauch Hol­der­bom­m/-haag
Kar­tof­feln Her­döp­fel
Mohr­rü­ben Gel­rüa­ble
Rü­ben, Futterrüben Rä­ba
Ha­fer Ha­ber
Mais Tü­arg­ga (B*)

Im Hoch­deut­schen, En­dun­gen auf «chen» oder «lein» wer­den im Dia­lekt zu »li» oder «le»

Gän­se­blüm­chen «Katzablömli/le

Dia­lekt­wort­schöp­fun­gen für Tiere
Wild­tie­re be­ka­men Dia­lekt­na­men, wenn sie be­son­ders auf­fie­len oder Scha­den ver­ur­sach­ten. Haus­tie­re ha­ben in der Re­gel dem Hoch­deut­schen an­ge­pass­te Dialektnamen.

Ver­bin­dung zum Dialektwort
(A*) Kin­der spiel­ten ger­ne mit den Stän­geln des Lö­wen­zahns, in­dem sie dar­aus Rohr­lei­tun­gen oder Hals­ket­ten mach­ten oder ei­ne Art Pfei­fe her­stell­ten, die ei­nen ganz spe­zi­el­len Ton er­zeug­te (Fuar­za).

Hoch­deutsch Dia­lekt
Sper­ling Schpatz
Els­ter Agasch­ta
Ei­chel­hä­her Jääk (C*)
Hüh­ner­ha­bicht Hen­na­vo­gel
Maul­wurf Schäär
Ro­te Nacktschnecke Tauschnegg
Kreuz­ot­ter, Ringelnatter Otra
Schling­nat­ter Kopferöterli/le
Brem­se Bre­ma, Rossbrema
Rauch­kes­sel  Roch­kes­sel (D*)
Maul­wurfs­gril­le Wehr­la
Wes­pe Wäsch­bel
Hor­nis­se Huar­niss
Amei­se Lum­pa­sa /Umpasa
Gros­se Waldameise Kla­me­ra
Pferd Ross
Kuh Kua (E*)
Schwein Sau, Su, Fähr­li, Hutsc
Mut­ter­schwein Fähr­lisu
Zie­ge Geiss / Gitze
Hen­ne Hahn Hen­na, Güggel
Jun­ge Hühner Blätt­li

Els­ter «Agasch­ta

(B*) Tü­arg­ga (Mais) war frü­her im land­wirt­schaft­lich ge­präg­ten Liech­ten­stein ei­ne wich­ti­ge Nah­rungs­quel­le. Aus des­sen Mehl wur­de der «Re­bel» ge­rös­tet. In vie­len Bau­ern­fa­mi­li­en er­setz­te er so­wohl mor­gens wie auch abends das täg­li­che Brot. Bis die­ses vor­züg­lich duf­ten­de Es­sen auf dem Tisch stand, wa­ren ei­ne Men­ge Ar­bei­ten nö­tig. Nach der Mais­ern­te kam das «Tü­arg­ga-Us­zücha». Man lud da­zu die Nach­bar­schaft ein und ge­mein­sam er­le­dig­te man die Ar­beit. Ein Teil der Leu­te riss den Kol­ben die üb­ri­gen Kelch­blät­ter ab. Pro «Kol­pa» muss­ten drei star­ke Kelch­blät­ter üb­rig-blei­ben. Ein paar Spe­zia­lis­ten ban­den da­mit je vier «Kol­pa» zur ei­ner «Heng­ga­la» zu­sam­men. Die­se wur­den dann, meist von jun­gen Leu­ten, in den Est­rich ge­tra­gen und über die Dach­lat­ten zum Trock­nen auf­ge­hängt. Der ge­trock­ne­te Mais muss­te spä­ter noch von Hand ab­ge­rie­ben wer­den, und konn­te dann zur Müh­le ge­fah­ren werden.
Das «Tü­arg­ga-Us­zücha war auch ein ge­sel­li­ger An­lass. Meist dau­er­te die der Ar­beit an­schlies­sen­de Fei­er län­ger als die Ar­beit selbst.
(C*) Jää­ka­schlag : Der auf­fäl­lig schö­ne Vo­gel «Jääk» war bei den Bau­ern gar nicht be­liebt, weil er ger­ne Mais­kör­ner frass. So wur­de er mit spe­zi­el­len Fal­len, dem «Jää­ka­schlag» ge­fan­gen. Die­se be­stan­den im We­sent­li­chen aus ei­nem Erd­loch, ei­nem klei­nen Bret“und dem Kö­der, der Spit­ze ei­nes «Tü­arg­ga­kol­pas».
(D*) Roch­kes­sel, Bre­ma­oel: Die Ar­beits­pfer­de lit­ten im Som­mer sehr stark un­ter den «Bre­ma» spe­zi­ell der gros­sen «Ross­bre­ma». Dar­um hat­te man meist ei­nen «Roch­kes­sel» da­bei. Der Rauch ver­trieb die läs­ti­gen Pla­ge­geis­ter. Um ia­lekt viel Rauch zu er­zeu­gen, wur­de oft Torf «Tuar­ba» Im «Roch­kes­sel» ver­mo­dert. Auch wur­den die Bäu­che der Pfer­de mit ei­nem spe­zi­el­len «Bre­ma­oel» eingeschmiert.
(E*) Kälb­li, Jöhr­lig, Galt­lig, Zit­kua, Erst­melch­kua: Ein Neu­ge­bo­re­nes ist ein »Kälb­li». Ca.1‑jährig wird es «Jöhr­lig» ge­nannt. Mit ca.18 Mo­na­ten «Galt­lig» oder Rind. Ein träch­ti­ges Rind ist ei­ne «Zit­kua». Nach der Ge­burt des ers­ten Kal­bes wird es zur «Erscht­melch­kua».

Text und Fo­to: Dia­lekt­grup­pe des Ver­eins Dorf­ge­schich­te Eschen-Nen­deln, Her­bert Mar­xer, To­na, Eschen

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